Debattieren

Die Debattenformate

Studentisches Debattieren ist im Kern ein Wettbewerb, im Rahmen dessen die Teilnehmer entweder für oder gegen einen Antrag, der auf einer Streitfrage basiert, argumentieren. Aufgabe der Redner ist also nicht die Kompromissfindung, sondern die eigene Position, die im Vorfeld der Debatte per Los festgelegt wird, möglichst klar und überzeugend zu vertreten. Welcher Fraktion dies besser gelungen ist entscheidet eine Jury nach bestimmten Kriterien, mit denen sowohl die Ausführung und Relevanz der Argumente als auch das Auftreten und die Sprache des Redners bewertet werden. Das Feedback der Jury enthält zudem stets Anhaltspunkte dafür, wie man sich als Redner verbessern kann. Durch das regelmäßige Debattieren stellen sich deutlich feststellbare Fortschritte so meist schon sehr schnell ein.

Um einen geordneten und fairen Wettbewerb zu ermöglichen, gibt es strukturierte Debattierformate. In der deutschen Debattierszene sind zwei verschiedene Formate gängig: der British Parliamentary Style (BPS) und die Offene Parlamentarische Debatte (OPD).

Internationale Turniere finden auf Englisch statt und bedienen sich in der Regel des BPS Formats.

Vereinfacht gesagt sind die Unterschiede zwischen OPD und BPS die Formierung der gegeneinander antretenden Teams und die Gewichtung von Inhalt und Rhetorik.

Der Ablauf ist sich sehr ähnlich: Nach der Bekanntgabe des Themas gibt es 15 Minuten Vorbereitungszeit, im Verlauf der Debatte hält jeder Redner dann eine siebenminütige Rede. Auch das Anbieten von Zwischenfragen ist in beiden Formaten erlaubt und erwünscht.

Eine Zusammenfassung, die alles für den Einstieg wichtige enthält, findet ihr hier, eine ausführliche Darstellung beider Formate auf der Seite des VDCHs.

 

BPS

Link zu den offiziellen deutschen Regeln: http://vdch.de/wp-content/uploads/2012/02/BPS-Regeln-lang-2008.pdf

OPD

Regierungs- und Oppositionspartei werden bei der OPD von jeweils drei Rednern gebildet, die als gemeinsam als Team agieren. Im Unterschied zum BPS-Format nehmen bei der OPD Fraktionsfreie Redner als  dritte Partei an der Debatte teil.
Die Debatte beginnt damit, dass der Eröffnungsredner der Regierung den Antrag möglichst präzise definiert und die grundlegende Argumentationslinie des Teams vorstellt. Antragsdefinition und Teamlinie werden anschließend durch den Eröffnungsredner der Opposition angegriffen, der zudem die Gegenargumente seiner Partei ausführt. Danach ist es an den Ergänzungsrednern die Argumente der Gegenseite zu widerlegen, bereits ausgeführte Argumente zu verteidigen und diese gegebenenfalls durch weitere zu ergänzen.
Nun greifen die Fraktionsfreien Redner in die Debatte ein, die sich während der Debatte für eine Seite entschieden haben und diese durch ihre Rede unterstützen. Die Schlussredner beider Parteien fassen die Debatte schließlich aus ihrer Sicht zusammen ohne dabei neue Argumente anzuführen.
Während jeder Rede haben die Mitglieder der Gegenseite und die Fraktionsfreien Redner die Möglichkeit sich durch Zwischenfragen bzw. Zwischenrufe einzubringen, jedoch nicht in der ersten und letzten Minute, die als geschützte Redezeit gilt. Zwischenfragen können zudem vom Redner abgelehnt werden.
Die Jury bewertet Redner- und Teamleistung im Anschluss an die Debatte mithilfe eines Punktesystems. Zu den Bewertungskategorien der Einzelredner gehören Sprachkraft, Auftreten, Kontaktfähigkeit, Sachverstand und Urteilskraft. Ausschlaggebend für die Bewertung der Teamleistung sind Strategie, Interaktion und Überzeugungskraft.

Link zu den offiziellen deutschen Regeln: http://vdch.de/wp-content/uploads/2012/02/OPD-Kommentiertes-Regelwerk-V08.pdf

 

Vergangene Themen:

Bei den Themen handelt es sich in den meisten Fällen um populäre gesellschaftliche Fragen. Zum beispiel aus folgenden Themenbereichen:

  • Politik
  • Ethik
  • Gesellschaft
  • Wirtschaft
  • usw.

Hier eine Auswahl vergangener Themen:

  • Dieses Haus würde bekannte ISIS-Kämpfer des eigenen Landes mit Drohnen ausschalten.
  • Hat Entwicklungshilfe mehr Schaden angerichtet als Nutzen gebracht?
  • Dieses Haus würde stabile Diktaturen statt instabilen Demokratien fördern.
  • Dieses Haus glaubt, dass Feministinnen die Karriere dem Kinder haben vorziehen sollten.
  • Dieses Haus würde 100 % Erbschaftssteuer einführen.
  • Dieses Haus würde keine Kunst von bekennenden Rassisten oder Antisemiten in öffentlichen Institutionen ausstellen.
  • Dieses Haus würde aktive Sterbehilfe legalisieren.
  • Sollen Gerichtsprozesse im Fernsehen übertragen werden?
  • Soll das Tanzverbot an stillen Feiertagen abgeschafft werden?
  • Dieses Haus würde den Staat Palästina anerkennen.
  • Dieses Haus würde eine Technokratie einführen.
  • Dieses Haus würde sexistische Werbung verbieten.
  • Soll Lobbying öffentlich sein?
  • Dieses Haus würde den Eltern von Schulschwänzern das Kindergeld kürzen.
  • Soll Anhängern von Terrororganisationen Personalausweis und Pass entzogen werden?
  • Dieses Haus würde “präimplantationsdiagnostische Eugenik” im Bezug auf Erbdefekte und Krankheiten erlauben und staatlich fördern.
  • Dieses Haus würde Flüchtlinge gleichmäßig auf alle EU-Länder verteilen.
  • Sollen bei der Bundestagswahl Nichtstimmen bei der Sitzverteilung berücksichtigt werden?
  • Soll die Nato durch ein militärisches EU-Bündnis ersetzt werden?
  • Soll Prostitution verboten werden?

In der letzten Debatte des Semesters und vor Weihnachten debattieren wir Spaßthemen z.B.:

  • Soll der Einsatz von unverzeihlichen Flüchen gegen schwarze Magier erlaubt werden?
  • Soll in Bayern eine Monarchie eingeführt werden?
  • Sollen alle Sicherheitshinweise entfernt werden (um einen natürlichen Ausleseprozess zu fördern)?
  • Soll der DFB eine Fußball-WM 2026 in Mordor unterstützen?
  • Dieses Haus würde nachgewiesene fachbezogene Unwissenheit bei Entscheidungsträgern (z.B. Ministern) mit einer Haftstrafe belegen.

Wir sind immer auf der Suche nach neuen Themenvorschlägen. Diese könnt ihr unter info[@]debatte-augsburg.de einreichen. Danke!